Freitag, 3. Februar 2012
4. DIE ANGST DES TORMANNS BEIM ELFMETER
Zum Thema Fussball seinen Standpunkt zu vertreten ist grundsätzlich ersteinmal so problematisch, wie das Thema Politik oder Religion. Man kann da plötzlich in großer Runde mit seiner Meinung ganz schnell allein da steh'n. Trotzdem fällt es mir schwer, in Anbetracht der derzeitigen Erfolge unserer Nationalmannschaft im Jahr 2025 den Mund zu halten.

Ich beurteile die Jungs als einer, der in den Siebzigern pupertierend sich verstärkt für die Aktionen von Leuten wie Jürgen Kohler, Günther Netzer und Paul Breitner zu interessieren begann. Das ist auch heute noch in etwa die Perspektive, aus der ich unsere heutige Fussball - Nationalmannschaft beurteile. Da so eine Mannschaft aber im Laufe der Jahre zwangsläufig durch stetigen Wechsel einer Veränderung unterliegt, ich aber möchte, daß dieser Blog auch in ein paar Jahren noch seine Gültigkeit hat und von Interesse ist, werde ich versuchen auf heutige Spielernamen zu verzichten. Stattdessen werde ich hier eher allgemein zum Thema Mannschaftsaufstellung und Spielweise meinen Senf dazu geben.

Und solcher Senf ist zum Beispiel der Glaube, mit dieser Mannschaft könne man im nächsten Jahr Weltmeister werden. Das hat, wie wir alle Wissen, weder bei der letzten Weltmeisterschaft, noch bei der Europameisterschaft geklappt. Und für die, die es hören wollten, habe ich schon damals gesagt: Mit dieser Aufstellung und dieser Spielweise können wir kein Halbfinale, geschweige denn ein Endspiel erreichen.

Ich versuche mal meinen Spielaufbau von hinten zu starten. Ein in den Medien mit am häufigsten diskutiertes Thema ist das des Torhüter. Soll es denn nun der Neue sein? Und wenn, dann welcher von den Beiden? Oder besser doch nochmal der Alte? Meiner Meinung nach sind von allen Spielerpositionen die Unterschiede der einzelnen Bundesliga - Torhüter am geringsten und man kann bei der Aufstellung hier am wenigsten falsch machen. Denn neben ihm stehen zehn Mitspieler, deren Aufgabe es eigentlich ist, daß er ersteinmal so gut wie nichts zu tun bekommt. Und wenn dann vieleicht doch einmal, muss es schon mit dem Teufel zu gehen, wenn sich der Trainer hier für den Falschen entschieden haben sollte. Peter Handkes: "Die Angst des Tormann's beim Elfmeter" ist daher auch ein heftiges Paradoxon. Denn nach meiner Einschätzung hat der Torhüter von allen Spielern die geringste Angst, etwas falsch machen zu können. Solange sie bei Ecken ihn nicht zu sehr auf seiner Torlinie festhält und er stattdessen mutig mit'nem Mohammed Ali - mässigen treffsicheren Schwinger das Leder davon jagt, sehe ich auf dieser Spielerpositionen keine grossen Probleme.

Die halte ich in der Reihe der Verteidiger für bei weitem grösser. Wenn man in der Vergangenheit einen Spieler wie Jürgen Kohler bewundern durfte und gesehen hat, wie er völlig kompromisslos den gegnerischen Angreifern in die Beine gegrätscht ist, sie vom Ball getrennt hat, ohne, ich wiederhole, OHNE ihre Füsse zu berühren, der ist schon sehr verwundert über heutige Millionär - Verteidiger, von denen es welche in der Nationalmannschaft gibt, bei denen ich so einen Einsatz, auch wenn's ein verunglückter wurde, noch nicht ein einziges Mal gesehen hab. Obwohl man das, wie Kohler am 23/11/2023 im Bericht "DFB - Joachim Löw widerspricht ..." bei eurosport erklärte, üben kann. Stattdessen hat man aber gleich zwei bärenstarke unterschiedliche professionelle Taktiken des Verteidigens gelernt: 1.: Mit finsterer Miene sich in den Weg stellen und dann langsam rückwärts gehen, den Blick immer konzentriert auf den Ball gerichtet und dabei inniglich zu den Maya-Göttern der Ballspiele betend, daß man nicht ausgetrickst wird, sondern der gegnerische Stürmer zu einem Mitspieler passt und man so vom Problem befreit wurde. Und 2.: Den Gegner verfolgen und unauffällig auffällig schupsen, damit er eventuell in den Sandkasten der Weitsprunganlage plumst und so erfolgreich ein Torschuss verhindert wurde. Natürlich tönt es dann ganz schnell von kompetenter Seite, daß das ja ein Spieler von der oder der ausländischen Championsleage Mannschaft sei und somit ein hochqualifizierter Verteidiger für unsere Mannschaft! Wobei sich hier auch noch die Frage stellt, ob er dort auch regelmäßig auf dem Platz steht, oder nur in der Spielerliste. (Mal ganz unter uns: Ist denen eigentlich schon mal der Gedanke gekommen, daß so ein Verteidiger dieses fremden Landes ganz bewusst von uns eingekauft wurde, weil man sich gesagt hat, wir wissen welche Schwächen er hat, aber das können unsere Stürmer über die Saison hinweg ausgleichen, daß es am Ende nicht so sehr ins Gewicht fällt. Dafür wird er durch den Einkauf von den Deutschen um so mehr geschätzt und von ihnen aufgestellt und wir haben eine kalkulierte ausgemachte Schwachstelle in der Deutschen Mannschaft, die uns beim internationalen Zusammentreffen, das uns dann weitaus wichtiger sein wird als unsere heimische erste Liga, dienlich sein wird und zu mehr als 50% zum Sieg verhilft.....?) Herzlichen Glückwunsch, kann ich da nur noch sagen.....(zu der Verschwörungstheorie)

Von der Angst der Verteidiger vom gegnerischen Stürmer verladen zu werden nun zu den Ängsten der Mittelfeldspieler. Von kurzzeitigen Überaschungspielen einmal abgesehen, geht es ja im deutschen Aufbauspiel im wesentlichen darum, den Ball vom Torhüter kommend von der Mitte nach rechts zu spielen und von da wieder zurück nach Halbrechts, weiter nach Halblinks und der passt dann mehr oder weniger genau auf Links. Von dort geht es dann eventuell kurzzeitig zu einem Mittelfeldspieler, vorausgesetzt er war nicht zu faul und hat sich frei gelaufen, aber auf Grund deren ständiger Angst vor einem Fehlpass in Richtung eigenem Stürmer, besser den Ball gleich wieder zurück zum Verteidiger. Und der bekommt's jetzt bei den immer mutiger werdenden Gegnern erst so richtig mit der Angst zu tun und rettet sich mit einem Pass zurück in Richtung Torhüter. Wenn ich wollte, könnt ich jetzt daraus'ne Endlos-Schleife machen.....

Da mein Genörgel schon jetzt länger geworden ist als geplant, stelle ich zum mitdenken nur noch abschließend die Frage: Warum haben unsere Stürmer, bei den zwei Möglichkeiten die sie hatten, ihre Chance nicht genutzt und den Ball versenkt? =:)

a) Weil der gegnerische Torhüter so gut war.

oder

b) Weil, aus Angst vorbei zu schießen, sie aus Sicherheitsgründen erstmal mittig in Richtung Tormann gehalten haben.

.
(Okt. 2025)
.
(Sorry - if you missing the Peter Rühmkorf poem - translation, but meanwhile every computer has a translation - function. So you can miss it not much.)