Dienstag, 2. Oktober 2012
21. GOETHE'S FAUST IN 8 THESEN ("Runden") WIEDER NACH HAUSE GESCHICKT
ERLÄUTERUNGEN ZU
MEINER PERSÖNLICHEN
SICHT AUF
J. W. GOETHE, "FAUST"
DER TRAGÖDIE ERSTER TEIL

"Ein gutes Gewissen ist nur dann ein gutes Gewissen, wenn es schlecht impliziert und das eigene Handeln in Frage stellt." So ähnlich lautete die Charakterisierung der Selbstreflexion des Zeichner und Schriftsteller HORST JANSSEN bei einer seiner weinseligen Lesungen, die einst im Radio übertragen wurde und durch Zufall auf eine meiner Audio-Kassetten geraten war... Ein leicht verändertes Gravitationsfeld scheint den Transmitterstoff verstärkt in die Spirituosenabteilung der Kaufwunschsynapsen meiner Hypophyse gepresst zu haben, dass neulich vor dem Getränkeregal des Supermarktes eine diabolische Inspiration meine Hand zum Sprudelwasser, mit einem einer Buntstiftfirma nicht unähnlich klingendem Namen, greifen liess, die ja schon lange die preisliche Einstiegshöhe für Spumante darstellt und sichtbarlich an diesem Tag in meinen Warenkorb gebettet werden wollte. Am Abend sorgten dann die 11 Promille für die nötige Abwechslung in unserer (Me, Myself and I) kleinen Zweiraumwohnung. Mit stetig schwindendem Pegelstand der grünen Flasche breitete sich dann auch zunehmend die Verwirrung und der sabotageverdächtige Qualitätsschwund im Televisionsbereich als auch im frequenzmodulierten Äther aus, sodass ich mich schon bald einer in der Vergangenheit gesendeten Lesung des erwähnten Oldenburger documenta 6 - Teilnehmer erinnerte und das Bedürfnis verspürte, mich mit einer Lesung einwenig selbst zu unterhalten. Ich näherte mich leicht schwankend dem für mein Literaturinteresse arg klein geratenen Regal, um zwischen der spärlichen Auswahl zu dem viel zitierten "Guten Buch" zu greifen. Wir glaubten uns (Mich, Mir und Ich) auch schon bald in der Gesellschaft von Gleichgesinnten wiederzuerkennen und ich notierte daraufhin die folgenden 8 Thesen zu Johann Wolfgang Goethe, Faust - Der Tragödie Erster Teil :

Unabhängig von der Botschaft, die uns Goethe durch die inneren Beweggründe und Philosophien der erdachten Personen vermitteln möchte, stelle ich als "Autodidact von Faust-Forscher" die folgenden acht Thesen zur äusseren Handlung von Goethes Faust 1 auf:

1. Faust ist kein Theaterstück, noch Manuskript zu einem Theaterdrama, sondern in seiner schriftlichen Form als "ROMAN" zu sehen, der die Struktur eines Theaterdramas aufweist. (Zeile 165:...ist's eben ein Roman.)

2. Der "AUTOR" des fiktiven Roman, den Goethe zu Papier gebracht hat und somit spezielle seiner Tage spiegelt, ist Doktor Faust, aus dessen Lebenswandel sich diese Niederschrift ergibt. Man kann es mit den Aufzeichnungen Harry Hallers vergleichen, die sozusagen mit Hermann Hesses "Steppenwolf" veröffentlicht wurden.

3. Faust hat diesen Roman aber nicht zur Veröffentlichung komponiert, sondern ersteinmal ausschliesslich für sich selbst als eine Art "GEDÄCHTNISHILFE". Aus einer schriftlichen Form der Gedächtnishilfe resultieren entweder die Schauspielerdialoge, das frei vorgetragene Gedicht, die öffentliche Rede oder aber, wie hier bei Faust, die in der Zueignung immerwieder erwähnte Form des frei vorgetragenen Liedes. (Zeilen: 17, 18, 20, 21, 23, 27, 28)

4. Die schriftliche Form dieser Dichtung, die uns Goethe visualisiert hat und Faust als Vorlage zum Auswendiglernen dienen muss, wird ihm folglich beim Rezitieren zu einer Art "SAGE". (ZEILE 11:...halb verklungenen Sage.).
Daher hat Goethe bzw. Faust für seine Rezitation den Reim gewählt - nicht wegen des Gesangs eines mittelalterlichen Barden, sondern aus dem einfachen Grund, weil sich wie bei Homer's Ilias oder dem Nibelungenlied ein umfangreicheres literarisches Werk, das in Reimen abgefasst ist, so einfacher und in seiner inhaltlichen Kontinuität zuverlässiger auswendig lernen lässt. (siehe auch F. Truffaut's Film "Fahrenheit 451") Aus dieser Formvorlage ergibt sich für mich auch der unter Punkt 2 zuvor erwähnte Autor der Geschichte.


5. Goethes Faust wird durch die Vortragsweise der Sage, nach meiner ganz persönlichen Theorie, zu einem durchgehenden "MONOLOG", in dem die vereinsamte Person Faust in all die vorkomponierten Rollen schlüpft. Das Werk nähert sich daher auch eher der ursprünglichen Inspiration - dem englischen Marionettentheater an, bei dem sozusagen Goethe bzw. Faust der alleinige Marionettenspieler ist und nicht eine vom Theaterintendanten bewegte Figur. Dieser Monolog bedingt auch, dass die Figuren nicht wie auf der Bühne, gleichzeitig agierten können, sondern immer nur in einer Abfolge nacheinander, wie in einer Prozession oder einem Zug, auftreten können. (Zeile 8:...euren Zug...)
(siehe auch: Faust - Anmerkung in H. Hesse's "Tractat vom Steppenwolf)

6. Das Schauspiel ist gewissermassen eine "GESELLSCHAFTSFEIER", auf der der einsame Gastgeber auch die Rolle der Gäste übernimmt. Daher bot sich für eine vorabkomponierte Unterhaltung mit all den Themen, über die sich der kulturell interessierte Professor Faust gern mit seinen "Traumgästen" unterhalten möchte, der Theaterdialog, vergleichbar einer heutigen Talkshow am Freitagabend im Fernsehen, als geeignetste Form an. Aus diesem Grund ist es auch nicht verwunderlich, wenn in seiner Entstehung das "Gretchendrama" als gewünschter erster Gast schon relativ früh notiert wurde und eine der vielen "schizophrenen Wahnvorstellungen", wie sie die Fachwelt des Nervenarztes bezeichnen würde, spielen wird. (Zeile 4:...jenem Wahn...),(Zeile 15:...um schöne Stunden.),(Zeile 26:...Geisterreich,...),(Zeile 40:...ein Fest.)

7. Damit die Unterhaltung mit den imaginären Gästen für Faust intellektuell anregend und unterhaltsam ist und seine "Ein-Mann-Party" kein Reinfall wird und sich bei Gelingen wiederholen lässt, hat er sich die Dialoge zur Faust-Dichtung, die letztendlich "SELBSTGESPRÄCHE" sind, vorab komponiert. Daher erlebt der Erzähler all das nun Folgende nicht zum ersten mal. (Zeile 13: ... wiederholt...)


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8. Diese wiederkehrenden Feiern, die sich über mehr als zwei Tage hinziehen können und mit einer, nach meinem Daführhalten, erotischen Phantasie aus der Richtung des Schlafzimmer mit dem zu vernehmenden Ausruf: "Heinrich! Heinrich!" ermüdet endet, sind vor allem von "ALKOHOLISCHEN GETRÄNKEN" und Spezialmixturen begleitet, auf die immerwieder vordergründig oder auch versteckt hingewiesen wird und deren Genuss gelegentlich nur aus der Gemütsveränderung zu erkennen ist. Daher ist für Faust am Anfang der imaginären Zusammenkunft, wegen zunehmender Trunkenheit, aufkommender Müdigkeit und Dialogerinnerungsproblemen das Gelingen des Festes noch ungewiss, wie in der ersten Zeile der Zueignung zu lesen ist.
(Zeile 68: ...vorgelallt,...) (Zeile 205: ...vertrinket. ) (Zeile 222/23: ...wollen stark Getränke schlürfen. ) (Zeile 463, 687 - 737 etc. ) (Symbolisch angedeuteter Weingeistkonsum = macht die Flasche auf : Zeilen 426 - 433)

ENDE

Alle Zeilenangaben nach Reclams Universalbibliothek Nr 1.

Mein Web - Tip: http://www.marionettentheater-duesseldorf.de